Die Predigergasse in der Altstadt ist kurz und schmal und still, kein Auto, kein Shopping, so muss es hier vor hundertfünfzig Jahren gewesen sein. Aber jetzt, jetzt schreit jemand, eine Frau, gerade eben ist sie in die Gasse eingebogen. Sie schreit so laut, dass sich die wenigen Passanten nach ihr umdrehen und dann schneller laufen. Es gibt doch die Metapher, dass einem das Blut stockt - die passt. Aus tiefster, rauer Kehle schreit die Frau einen Fluchschimpf nach dem andern. Verlogenes Schwein, Heuchelschwein, Nazisau, du verdammte, verheuchelte, du elende Lügensau, du. Noch nie habe ich jemanden so laut, so verzweifelt fluchen gehört. Jemand hat der Frau etwas angetan, hat sie beschissen, betrogen, verseckelt. Und nun ist es, als fliege sie auf ihrer Wut durch die Gasse davon.