Zum Hauptinhalt springen

»Tage, Tage«

22. Januar 2025

Seit gestern besitze (wortwörtlich) ich einen richtigen Lesesessel - aus weißem Korbgeflecht, mit hellen Polstern, hohem Rücken, weit geschwungenen Armlehnen, perfekt. Ich habe immer am Tisch oder im Bett gelesen, aber inzwischen ist der Tisch zu hart und das Bett zu weich geworden. Meine erste Lektüre im neuen Sessel ist ein schmales Reclambändchen: »Tractatus Logico-Philosophicus« von Ludwig Wittgenstein. Der erste Satz lautet: »Die Welt ist alles, was der Fall ist.« Der zweite Satz lautet: »Die Welt ist die Gesamtheit der Tatsachen, nicht der Dinge.« Wie immer kann ich es mir nicht verkneifen, rasch einen Blick auf die hinterste Seite zu werfen. Der letzte Satz lautet: »Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen.« Das klingt gut. Ich hole mir einen Kaffee, um mich dann an den dritten Satz machen, aber das geht nicht mehr. Der Sessel ist von den beiden Katzen belegt, wie Yin und Yang liegen sie aneinander und sind die Gesamtheit der Tatsachen.