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15. September 2024

Jetzt holen die Deutschlehrer die Herbstgedichte hervor, kleine Oden und Kleinode. Da wird gerilkt und getraklt und genietzscht. Die Rede ist von fruchtender Fülle und Purpurwangen, von der letzten Süße im schweren Wein und der Feier der Natur und dass so das Jahr gewaltig endet. Denn, Herr, es ist Zeit. Ob das die Schüler/innen heute immer noch so verzaubert? Vielleicht machen sie sich andere Reime auf den Herbst. Vielleicht »Babe, es ist Zeit, / dass du die Haare rosa färbst, / denn das ist mega cool im Herbst / bis dass es schneit.«

13. September 2024

Im Einkaufszentrum: Bitte, wo sind die Toiletten? Dort Treppe hoch, dann rechts. Genau, da sind sie, ganz einfach. Aber jetzt wird es kompliziert. Ich muss mich nämlich ziemlich rasch entscheiden. Für »Männer« oder für »Frauen« oder für »All genders welcome«. Und dann gibt es hier noch den »Raum der Stille«. Den schließe ich gleich mal aus. Ich werde ja plätschern müssen. Bei »All genders welcome« dürfte ich rein, weil: als Frau bin ich auch ein gender, und dann wäre ich erst noch welcome. Jetzt mach schon, sagt meine Blase.

12. September 2024

Bei Federer denkt man an Tennis, an Roger. Es gibt noch einen Federer, von dem man sprach, den Heinrich, Schriftsteller und Priester. 1911 erschienen seine Lachweiler Geschichten und wurden vor allem in Deutschland ein Bestseller. Darin ist zum Bespiel die herzzerreißende Erzählung vom Lehrerkind, das einfach nicht lesen lernen will: »Vater und Sohn im Examen«. Weil ich kürzlich aufs Stanserhorn fuhr – zum ersten Mal – ist mir der vergessene Federer wieder in den Sinn gekommen, denn er wurde dort 1902 an der Talstation verhaftet, »wegen unzüchtigen Handlungen, begangen an einem minderjährigen Knaben«. Oben im Berghotel soll er sich mit ihm vergnügt haben. Nach einem teilweisen Freispruch und einsamen schwierigen Jahren ist ihm schreibend ein neues Leben gelungen. Zu recht verhaftet und zu unrecht vergessen? Oder zu unrecht verhaftet und zu recht vergessen? Wer möchte sich anmaßen, darauf zu antworten …

2. September 2024

Im Aussichtsrestaurant auf der Bergspitze: blanker Blauhimmel, darunter blinkende Seen, Hügelketten wie aus Moos und rundum ein Alpenpanorama wie für SVP Werbung. Eifrig wird am Brunch-Buffet zugegriffen, Schweizer Käse, Schweizer Schinken, Schweizer Holunderkonfitüre. Hei, gehtʼs uns allen gut. Wenn wir könnten, würden wir jodeln. Die nette Familie am Nebentisch räumt nett ihr Geschirr weg und nickt nett auf Wiedersehen. Dann schickt die Großmutter den Enkel nochmals zurück: Schieb deinen Stuhl an den Tisch! Oh. Meine Kinder haben so was nie gemusst. Ich habe in meiner Erziehung wohl völlig versagt.

15. August 2024

Die jungen Grünen in Deutschland fordern die Umbenennung von Straßen, die Fontane heißen. Der sei ein Antisemit gewesen. Vor ein paar Jahren habe ich gierig und viel Fontane gelesen. Habe gestaunt, dass mich ein alter Mann aus einem anderen Jahrhundert mit anderem Zeitgeist so packen konnte, und habe ihn bewundert. Wie schön schildert er einen Sommerabend, wie wendig schlüpft er ins Wesen einer Frau, Mathilde Möhring etwa, wie hofft und schuftet und leidet er mit. Ich muss gestehen: Antisemitisches habe ich schlicht überlesen. Marcel Reich-Ranicki, Literaturkritiker und Überlebender des Holocaust, hat die betreffenden Stellen bestimmt gekannt. Trotzdem erklärte er Theodor Fontane zum größten Romancier der Epoche zwischen Goethe und Mann. Vielleicht sollte man vorsichtshalber sämtliche Straßen statt mit Namen mit so was beschriften: »sy55a-Straße«. »Jj2t-Weg«.

14. August 2024

Heute in den Mails: »Ihre Sendung mit der Sendungsverfolgungsnummer 2013070533 von Amazon wird seit dem 23. Juli 2024 bei den Kostümen gehalten. Für weiter Informationen klicken Sie hier.« Da hat ein Betrüger Pech gehabt und einen schlechten Übersetzungsautomaten erwischt, der aus customs Kostüme macht. Ich möchte dem Automaten folgenden Satz vorlegen: »Weil das Schloss klemmte und der Hahn tropfte, zog der Leiter den Handwerker vor Gericht.« Auf Englisch käme vielleicht das heraus: »Because the castle was jammed and the rooster was dripping, the ladder took the workman to meal.« Und daraus würde auf Italienisch vielleicht das: »Poiché il castello era inceppato e il gallo gocciolava, la scala portò l'operaio a mangiare.«

10. August 2024

Beim Aufräumen habe ich ganz hinten in einer Schublade einen Schoppen gefunden. Die beiden Enkelchen , die daraus getrunken haben, sind inzwischen junge Männer und machen so aufregende Sachen und Reisen, dass ich oft um sie bange. Damals, zum Schoppen, wollten sie, dass ich »Der Mond ist aufgegangen« singe, auch mitten am Tag, wenn die Sonne brannte. Die dritte Strophe gefällt mir am besten: »Seht ihr den Mond dort stehen? Er ist nur halb zu sehen und ist doch rund und schön. So sind wohl manche Sachen, die wir getrost belachen, weil unsre Augen sie nicht sehen.« So etwas Wunderbares wird selten geschrieben. Der Dichter, Matthias Claudius (1740-1815), hatte so nebenbei noch zwölf Kinder.

2. August 2024

Die Jungfrau Maria von Fátima habe Präsident Trump vor dem Tod bewahrt, als am 13. Juli ein Attentäter auf ihn schoss. Das sagt eine Gruppe frommer Menschen in den USA. Denn genau an einem 13. Juli sei die Jungfrau den Hirtenkindern erschienen, und zwar zum dritten Mal, im portugiesischen Fátima, 1917. Ich habe bei Wikipedia nachgelesen, welche Persönlichkeiten an einem 13. Juli gestorben sind. Da sind mir so klangvolle Namen wie Johann Franz Peickhardt (†1706) oder Heinrich Leonhard Schurzfleisch (†1722) aufgefallen. Leider mussten sie den Schutz der Jungfrau von Fátima entbehren, weil diese erst zweihundert Jahre später zu wirken begann.

28. Juli 2024

Ich liege nachts lange wach und beschließe, mein Bett zu genießen und überhaupt alles, was mein Leben gut macht – es ist so vieles: Eine Familie, die ich liebe. Ein Beruf, den ich mag. Ein Körper, der zwar alt ist, aber freundlich. Bücher-Bäume-Blumen-Katzen, die mich freuen. Eine schöne Stadt, die nah ist. Ein vorbildliches Land, das meine Heimat ist. Ich liege noch länger wach und stelle fest, dass ich keine gute Patriotin bin. Ich will lieber ein paar Milliarden für den Planeten als für das Land ausgeben, nämlich zur Rettung des Klimas statt zur Anschaffung von Kampfjets. Sollte es Krieg geben, so würde nicht wollen, dass die Schweiz blutvergießend und todesmutig um ihr Überleben kämpft. Ich würde lieber mein Land begraben als meine Enkel. Vielleicht müsste ich zähneknirschend eine neue Sprache lernen. Und würde dabei meine Gedanken auf schweizerdeutsch weit weit fliegen lassen. Ja, so eine wäre ich. Mal sehen, ob ich beim Aufwachen noch immer so bin.

25. Juli 2024

Ich frage mich, ob man mit sich schweigen kann. Ob man zum Schweigen nicht noch jemanden braucht, der es wahrnimmt. Mit sich reden, das geht. Wenn man es laut tut, ist man eine komische Alte. Wenn man es lautlos macht, ist es das Gleiche wie Denken. Wäre ich Eremitin, auf einer Säule am Euphrat oder in einer Grotte am Pilatus, würde ich lernen, so überaus lautlos zu reden, bis ich meine Sätze sehen könnte wie farbige Wolken von tanzenden Faltern. Am liebsten hätte ich einen Mix aus Himmelblau und Zitronengelb.

17. Juli 2024

Heute habe ich Alexander den Kleinen kenngelernt. Er hat ein winziges Lächeln, Füßchen wie Weihnachtsgebäck und ein kahles Schädelchen. Darauf werden irgendwann Haare sprießen, vielleicht rote Locken, und darin werden irgendwann Gedanken sprießen, vielleicht in Versform. Alexander der Kleine ist mein Urgroßneffe, und was aus ihm wird, werde ich nicht mehr erleben. Ich hoffe, er wird kein Alexander der Große. Ich hoffe, sein Lächeln wird groß. Ich hoffe, er findet das Glück. Ich hoffe, sein Planet bleibt blau.

15. Juli 2024

Ich schreibe zwei Sätze aus der NZZ vom 9. Juni 24 ab: »Die derzeit größte Karte des Universums umfasst 6 Millionen Galaxien. Das Licht der am weitesten entfernten Galaxien brauchte 11 Milliarden Jahre, um zu uns zu gelangen.« Ich habe das richtig abgeschrieben und dreimal gelesen. Auch beim dritten Lesen hat es mich schwindlig gemacht. Wie kann ich nach solchen Sätzen mir je wieder erlauben, an das Nachfüllen des Salzstreuers zu denken? An die Steifheit meines Ringfingers? An das Fragezeichen an Schluss dieser Zeile?

12. Juli 2024

Jeden Morgen in der Früh ziehe ich meinen Schneckenhandschuh an und pflücke die Schnecken im Gemüsebeet und von den Blumenstauden. Jeden Morgen einen kleinen Blumentopf voll. Woher kommt ihr bloß alle, ihr Ekelhaften?, frage ich. Wer hat euch meine Adresse verraten, ihr Grausligen? Was habt ihr eigentlich gegen mich, ihr Schlüpfrigen? Sie winden sich nur und schweigen. Vielleicht wird irgendwann eine Studie belegen, dass sie eine Stimme haben, so hoch oder so tief, dass wir nicht hören, wie sie über uns herziehen. Und vielleicht gibt es irgendwann eine metaphysische Abhandlung über das Sein im Schleim.

26. Juni 2024

Heute stand ein Fuchs im Garten. Sah mich an, fragte »und?«, fragte »was?«, fragte »du?«, fragte »stimmtʼs?« »Ja«, gab ich leise zurück, »stimmt, du und ich. Ist doch gut so, oder nicht?« Er hob einen Vorderfuß, »ist meine Hand«, sagte er. Ich nickte. »Ist ein Moment«, sagte er, »nicht vergessen.« Ich nickte. Da bellte der Nachbarshund. Der Fuchs drehte sich um und ging. Nicht ganz gelassenen Schritts, aber fast. »Es stimmt«, rief ich ihm nach, »du und ich.« Dann trat ich ins Haus und schrieb: Heute stand ein Fuchs im Garten.

22. Juni 2024

Ich blättere in einem edlen Wälzer mit 615 Seiten und einem Gewicht von zirka fünf Schweinebraten. Es ist ein englisches Kochbuch mit dem Titel »Made in Italy« (Autor: George Locatelli, Verlag: Harper Collins). Geht es mich was an? Nein, denn ich werde nie Kalbskopfsalat oder Fasenenravioli oder Wildschweinragout auftischen. Auch nicht Trüffel-Eis zum Dessert. Ich will nur wissen, wie der Edelkoch den Classic Risotto macht – und lerne: Zum Schluss mit der einen Hand bzw. Kelle rasch rasch die kalte Butter und dann den Reibkäse untermischen und gleichzeitig mit der anderen Hand die Pfanne schütteln. A satisfying sound sollte dabei zustandekommen: THWOK THWOK THWOK. Für mich klingt das, als schlurfe jemand auf schweren Füssen herbei und jage mich aus der Küche.

20. Juni 2024

Ich habe im Speisewagen nach Lugano einen herrlichen Einzelplatz erwischt und somit ein paar ungestörte Stunden, um zu notieren, was ich schon lange wollte/sollte. Da fangen die beiden Frauen am Nebentisch an zu reden und hören nicht auf. Leider reden sie genau so laut, dass ich sie noch verstehe. Und so weiß ich gegen Schluss der Reise, wo die eine ihr Wildlederkostüm reinigen lässt und wo die andere dieselben Hüte kaufen kann wie vor sechs Jahren, warum die eine neuerdings Schuhgröße neununddreißig trägt und warum die andere nie mehr die Brauen zupfen lässt, und ich weiß haargenau, welche Kleider in ihren Schränken hängen, es sind mindestens vier volle Schränke. Dann kommen noch Handtaschen zur Sprache. Der einen Frau würde ich gerne eine Gucci und der anderen eine Prada über den Kopf stülpen.

15. Juni 2024

Eines Morgens unterwegs am Neumarkt. Oh, kommt mir da Maja entgegen? Ja, sie muss es sein, nur sie verzieht so den Mund, wenn sie fertig gedacht hat. Nein, es ist nicht Maja, die ist ja tot, seit sicher vier Jahren. Und schon wieder sehe ich ein bekanntes Gesicht – Susi! Sie wendet sich grad von einem Schaufenster ab, belustigt wie meistens. Nein, es ist nicht Susi, die ist ja auch tot, seit einer ganzen Weile, hat mich zum Schluss nicht mehr erkannt bei meinem Besuch im Heim. Und ist die junge Frau auf dem Velo etwa Barbara? Ach was, Barbara ist doch bald sechzig, hat rotes und nicht dunkles Haar und lebt überhaupt schon längst in New Mexico. Also Schluss jetzt mit dem Reigen der Geister!

22. Mai 2024

Gestern im Gartencenter, vor mir ein älteres Paar: Sie stellt eine weiße Hortensie in den Einkaufswagen. Weiß, bist du sicher?, sagt er. Sie sucht einen Rosmarin aus. Muss der so groß sein?, sagt er. Sie bleibt vor den Rosenbäumchen stehen. Was ist, was schaust du?, sagt er. Sie studiert die Gartenhandschuhe. Haben wir doch, sagt er. Sie stößt mit dem Einkaufswagen gegen einen Tisch. Pass auf, sagt er. Sie stellt ein paar Kräuter zusammen. Die Minze kannst du alleine essen, sagt er. Sie dreht sich um. Die Kasse ist dort hinten, sagt er. Ich weiß, wo die Kasse ist!, schreit sie. Sie schreit es zweimal. Nachtrag. Über dem Portal des Gartencenters hängt ein Plakat: Hier blüht Freude auf.

17. Mai 2024

Kürzlich haben 22 Parlamentarier einen – längst fälligen – Vorstoß unterzeichnet, nach dem Tiere erstmals subjektive Rechte erhalten sollen. Tiere sind bislang rechtlich auf derselben Stufe wie ein Möbelstück. Werden sie geschlagen und sterben dabei, gilt das nicht als Körperverletzung oder Tötung, sondern lediglich als Sachbeschädigung. Eine subjektive Behandlung, wenn auch in ungutem Sinne, erfuhren Tiere im Mittelalter, indem sie vor Gericht gestellt wurden. So war zum Beispiel 1386 in Falaise/Frankreich ein Schwein angeklagt, einen menschlichen Säugling angefressen und damit umgebracht zu haben. Es wurde zum Tode verurteilt, am Galgen aufgehängt, und die Schweine der Stadt hatten der Hinrichtung beizuwohnen.

13. Mai 2024

Aufs Mal wird der Zug langsamer, vielleicht extra für mich, weil wir gerade an Schrebergärten vorbeifahren und ich doch wissen will, ob ich zuhause das Richtige in mein Gemüsebeet gepflanzt habe. Ja, Salat, ja, Krautstiel, ja, Fenchel, noch dünn. Für Kefen und Gurken sind Netze gespannt, dazwischen blüht wundersam blau der Borretsch, und unterm Himmel blühen die bunten und verblassten Flaggen der Nationen. Schweiz, Italien, Spanien und Portugal kann ich benennen. Auch Türkei, Libanon und Griechenland. Andere Flaggen sind mir fremd. Aber jede sagt deutlich: Auf diesem Stück Erde wächst meine Heimat.

1. Mai 2024

»Der neueste Trend unter den Bewohnern Gazas, mit Kugelschreiber oder Permanentmarker ihren Namen auf Hände und Beine zu schreiben, damit man die sterblichen Überreste identifizieren kann, klingt makaber, macht aber durchaus Sinn…«, sagt der palästinensische Autor Atef Abu Saif in seinem Bericht über die Vergessenen von Gaza (Das Magazin, 16/24). Es sei der verzweifelte Versuch, die Würde als Individuum zu bewahren, damit – nach einer Verstümmelung – zumindest auf dem Grab der Name stehe. Ich frage mich, ob die bombenwerfenden Individuen von diesem Trend wissen. Ich frage mich, wie man es aushält, dem Sohn, der Tochter zuzuschauen, wie sie im Krieg ihr Bein anschreiben. Und ich frage mich, was mir ein Waffenproduzent ins Poesiealbum schriebe.

16. April 2024

Wenn der Teufel in eine Frau schlüpft, wird sie Hexe und hat ein Hexenmal. So heißt die Einschlupfstelle, und die ist für immer schmerzunempfindlich. Manchmal ist sie als Hautfleck sichtbar. Mit der Nadelprobe kann man den Hexenstatus der Frau recht einfach nachweisen: Man braucht sie einfach überall zu stechen, bis sie irgendwann nicht schreit oder blutet. Dann hat man das Hexenmal gefunden, und der Fall ist klar. Es sind noch Betrugsnadeln erhalten, bei denen die Spitze auf Druck in den Schaft zurückweicht, sodass bestimmt kein Schmerz entsteht. Ja, so war das im frommen Mittelalter. Gestern war ich beim Dermatologen. Er hat mich nach Hautflecken abgesucht. Nicht mit einer Nadel, sondern mit einem Dermatoskop, das ist so was wie eine handliche kleine Lichtlupe. Es hat nicht ein einziges Mal wehgetan, ich habe nie geschrien und nie geblutet, ich muss wohl ganz klar eine Hexe sein.

14. April 2024

Bei uns ist so viel Staub zur Zeit! Das könnte ich mit dem Finger aufs staubige Sofa schreiben. Grauer Baustaub, denn das Badezimmer wird grad umgebaut. Brauner Saharastaub, denn östliches Hoch mit westlichem Tief ist grad optimal für den den betreffenden Wind. Gelber Blütenstaub, denn im nahen Wald sind grad die Fichten wie wild am Blühen. Ich kann ihm nicht entrinnen, dem Staub, und bin laut Bibel auch selber welcher. »Denn Staub bist du und zum Staub kehrst du zurück«, soll der Herr gesagt haben, bevor er Adam und Eva aus dem Garten Eden vertrieb. Staub gab es also schon im Paradies, wo Eva einen Apfel abstaubte.

3. April 2024

Gescheit sowie dumm lässt sich paaren mit bös sowie lieb. Die gescheiten Bösen kenne ich nur aus Filmen, die gescheiten Lieben aber sind in meinem Leben nah und zahlreich. Die dummen Bösen tun mir ein bisschen leid, etwa der Teufel, der immer den Kürzeren zieht. Und die dummen Lieben machen mir etwas Angst, weil sie so einiges verhindern, verhunzen, verschlafen. Ziemlich allerdümmst, jedoch harmlos, ist die liebe Frau im englischen Knutsford, die kürzlich ein vom Gehweg gerettetes Igelbaby ins Wildlife Hospital brachte. Sie hatte es in eine Schachtel mit Zeitungspapier gepackt und ein Futterschälchen dazugestellt. Das Igelchen rührte sich nicht, und es war gar keins. Es war der Bommel einer Mütze, auch Pompon genannt.