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Rezensionen

Radio Bremen/Literaturzeit, September 2013

Eigentlich ist es unglaublich, dass es solche Frauen wie Luisa noch gibt. Sie ist in den Siebzigern – und hat ihr ganzes Leben lang verzichtet. Auf eine große Liebe, weil sie schon verheiratet war. Auf ein selbständiges Leben, weil sie sich auf ihren Mann ausgerichtet hat, der sich auf  ihre Kosten ein freies Leben leistete. Und dazu kam das große Unglück mit der Tochter, die als Zehnjährige durch einen Arztfehler ins Koma gefallen und seitdem schwer behindert ist. Aber jetzt endlich, in den Siebzigern, hat Luisa genug. Sie will »aufräumen« und ihr Leben ändern. »Als erstes muss Alfred weg«, heißt es gleich am Anfang des kleinen Romans von Angelika Waldis.

Mit Gift in der Tasche macht Luisa sich auf den Weg zu ihrem Mann, der sich nach Genua abgesetzt hat.  Aber es kommt anders als geplant.  Auf ihrer Reise trifft Luisa ungewöhnliche Menschen, und immer wieder gerät sie in absurde Situationen, an denen sie, die überaus Vernünftige, eine ungeahnte Freude hat. Und so bleibt Alfred zwar am Leben, aber Luisa scheint das Unglaubliche zu gelingen: Ein Neubeginn. Angelika Waldis erzählt diese Geschichte mit ironischer Distanz und liefert ihre Hauptfigur trotzdem nicht aus. Sie zeigt, welche Potentiale in dieser Frau stecken und wie sie durch den Mann und das Schicksal klein gehalten wurden. So ist eine traurige und lustige, schwere und schöne Geschichte entstanden, die wir gerne empfehlen.